Therapieformen in den SINOVA Kliniken

Die Behandlung in den SINOVA Kliniken besteht in einer ausgewogenen Kombination aus Tiefenpsychologie bzw. psychodynamischen Verfahren und verhaltenstherapeutischen Methoden, wobei auch humanistische Ansätze und systemische Behandlungsformen zur Anwendung kommen. Therapeutische Gespräche und Beziehungsarbeit, im Besonderen auch die Bezugspflege, bilden neben einer Reihe von störungsspezifischen Behandlungsansätzen die Grundlage einer umfassenden psychotherapeutischen Arbeit. Neben der Psychotherapie hat auch die körperliche Mitbehandlung zentrale Relevanz. Ein breites Spektrum an Therapieformen getaltet das Behandlungsangebot; dazu gehören physikalische Therapie, Gestaltungstherapie, Körper- und Bewegungstherapie, verschiedene Verfahren zur Entspannung sowie medikamentöse Behandlung.

Kreativtherapien und nonverbale Verfahren

Den nonverbalen Verfahren ist gemeinsam, dass sie weniger am sprachlichen Ausdruck, sondern primär am nichtsprachlichen Erleben – und Verhalten – ansetzen. In diesen Verfahren können Patientinnen und Patienten oft verblüffende Erfahrungen und Einsichten gewinnen, denn sowohl der Körper als auch Musik und Gestaltung eröffnen häufig einen unmittelbareren, vom Verstand manchmal weniger scharf „bewachten“ Zugang zu gefühlsmäßigem Erleben, inneren Bildern und bislang unbewussten Fantasien. Es handelt sich um einen Prozess, in dem verschiedene Schichten des Menschen angesprochen werden und der somit entwicklungsfördernde Einsichten ermöglicht.

Psychosoziale Interventionen

Ergänzt werden diese aufeinander abgestimmten Therapieangebote durch psychosoziale Interventionen immer dann, wenn äußere Konflikte oder gravierende Probleme in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Freizeit psychotherapeutisch Berücksichtigung finden sollen. Zu Beginn einer stationären Behandlung führen unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter eine Bestandsaufnahme der Lebensumstände durch, um im Bedarfsfall Lösungsmöglichkeiten und -wege zu erarbeiten und diese gegebenenfalls schon aus der Klinik heraus in die Tat umzusetzen.

Unsere Therapieangebote

„Psychotherapie“ meint zunächst nur die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit psychologischen Mitteln.

Methodisch stellt die psychotherapeutische Arbeit eine sehr spezifische Kombination aus einsichtsorientierten (psychodynamischen oder tiefenpsychologischen) sowie bewältigungsorientierten (verhaltenstherapeutischen) Ansätzen dar. Sie wird in der stationären Psychosomatik des SINOVA Klinkverbundes durch mannigfaltige, auch nichtsprachliche Behandlungskonzepte wie Kunst- bzw. Gestaltungstherapie, Körper- und Bewegungstherapie, Sozialtherapie, Musiktherapie, sportliche Aktivitäten und nicht zuletzt eine sehr persönlich gestaltete Bezugspflege ergänzt.

Die Körper- und Bewegungstherapie greift innere, seelische Prozesse auf und bringt sie ins körperliche Erleben.

Umgekehrt können über Körpererfahrungen seelische Prozesse initiiert wie auch seelische Befindlichkeiten verändert werden, aus denen heraus auch die bewusste Einstellung korrigiert werden kann. Der Körper wird in dieser Therapieform sowohl in seiner Erlebnis- wie auch in seiner Ausdrucksfähigkeit gefördert. Die Aspekte der Körperwahrnehmung innerhalb der Körper- und Bewegungstherapie bahnen Möglichkeiten, den Körper über seine physische Funktionalität hinaus zu beleben.


Ein differenziertes Körperbewusstsein trägt zu verbesserter Lebensqualität bei und verbessert die Ausdrucksfähigkeit. Alte, im Gedächtnis des Körpers manifeste Bewegungs- und Lebensformen werden in Frage gestellt und Alternativen experimentell erprobt. Kreativität und Flexibilität körperlicher Bewegungen können dann zur Neuorientierung zukünftiger Lebensphasen genutzt werden.
Die Körper- und Bewegungstherapie greift den über die stationäre Psychotherapie initiierten Prozess auf und will mit ihren Mitteln diesen unterstützen und fördern. So fördert Körper- und Bewegungstherapie das Aufsteigen unbewusster Bilder, Ideen, Gedanken, Empfindungen, die dem Bewusstsein als neue Bewegungs- und Lebensimpulse zugänglich gemacht werden.

Im Zentrum der Kunst- und Gestaltungstherapie als handlungs- und erlebnisorientierte Therapieform steht der kreative Umgang mit bildnerischen und plastischen Materialien. 

Ein Prozess, bei dem Körper, Seele und Geist gleichermaßen beteiligt sind und dessen Reflektion dem Menschen entwicklungsfördernde Einsichten in seine Persönlichkeit ermöglicht.

Im freien bildnerischen oder plastischen Gestalten können psychische Inhalte wie unbewusste Konflikte oder Ängste mit Farben und Ton etc. unmittelbar ausgedrückt werden, oft lange bevor sprachliche Mitteilungen darüber möglich sind. Der Gestaltungsprozess eröffnet dabei einen geschützten Raum, ein Experimentierfeld, in dem Neues gewagt, Grenzen (z. B. des Materials, der Bildfläche) ausgelotet, auch mal überschritten werden können. Solche Erfahrungen und deren Reflektion in der Gruppe helfen, hemmende Blockaden und ihre Ursachen zu erkennen und aus einer veränderten Haltung heraus einen wohlwollenden, entwicklungsfördernden Umgang mit sich selbst zu erarbeiten. Wenn die verinnerlichten Bewertungsmechanismen schwächer werden, wird es möglich, sich einem freien Gestaltungsprozess, in dem auch Unbewusstes Ausdruck finden kann, zu überlassen.

Psychische Spannungen und Emotionen, die oft nur als diffuses Unbehagen, als Schmerz oder beeinträchtigendes Symptom erlebt werden, können durch den bildhaften Ausdruck einer bewussten Auseinandersetzung zugänglich gemacht werden.
Für diesen Prozess ist keine künstlerische Begabung erforderlich. Ein ästhetisch künstlerisches Ergebnis wird nicht angestrebt, und dennoch tritt nicht selten eine bis dato unbekannte Begabung zu Tage.

In der Musiktherapie geht es um Ausdruck und Kommunikation mit Hilfe von Klängen, Geräuschen und Rhythmen.

Das Musizieren soll zu freien, ganz elementaren Lebensäußerungen führen, ohne jede künstlerische Absicht. Es werden Instrumente benutzt, die keinerlei Vorbildung erfordern. Der Begriff Improvisation ist in der Musiktherapie von zentraler Bedeutung. Die Teilnehmenden erforschen mit Hilfe von improvisierter Musik ihre Innenwelt, um sie auf diese Weise umfassender zu verstehen. Wichtige Beziehungsparameter wie Nähe - Distanz, Spannung - Entspannung, Führen - Sichanpassen werden erfahrbar und können zunehmend reguliert werden.

Insgesamt wird durch den rhythmischen Wechsel zwischen Musik und Gespräch der therapeutische Prozess in der Gruppe weiterentwickelt und intensiviert. Der zunehmend bewusste und aktive Umgang mit dem musikalischen Material fördert Patientinnen und Patienten in ihrer sozialen Kompetenz und bewirkt eine Steigerung des Selbstvertrauens, das dazu führt, sich auch im Alltag wieder die Konfrontation mit schwierigen, unsicheren Situationen zuzutrauen.

Die seelischen und psychosomatischen Erkrankungen unserer Patientinnen und Patienten zeigen oft Auswirkungen im sozialen und beruflichen Umfeld und erfordern deshalb häufig konkrete Veränderungen im Alltag.

Sozialtherapie hat zum Ziel, Patientinnen und Patienten beim Erarbeiten und Umsetzen von erforderlichen Handlungsschritten zu unterstützen. In intensiven Gesprächen können etwaige Problembereiche abgeklärt werden.


Dabei sind die Aufgabenfelder vielseitig und vielschichtig:

  • Konflikte am Arbeitsplatz, im Studium oder in der Schule
  • berufliche und schulische Neuorientierung
  • Arbeitslosigkeit
  • berufliche Rehabilitation
  • Belastungserprobungen (Arbeitsversuche)
  • finanzielle Situation (Verschuldung)
  • Wohnsituation
  • Umgang mit Ämtern und Behörden
  • Hilfestellung beim Verfassen/Ausfüllen von Anträgen
  • Kontaktaufnahme mit Einrichtungen des Betreuten Wohnens
  • Kontaktaufnahme mit ambulanten Diensten und Selbsthilfegruppen
  • Freizeitgestaltung

Besonderen Wert legen wir auf die Ermutigung unserer Patientinnen und Patienten bezüglich ihrer eigenen Fähigkeiten, Kräfte und Ressourcen.

Wohltuende Maßnahmen in den SINOVA Kliniken

Angeboten werden ausgleichende, entspannende und wohltuende Maßnahmen, die bei den Patientinnen und Patienten eine mentale Stärkung sowie Verbesserung des körperlichen und seelischen Befindens bewirken können. Zudem beeinflussen die wohltuenden Maßnahmen alle Körper­funktionen auf positive Weise und mobilisieren Selbstheilungskräfte. Patientinnen und Patienten können sich Fähigkeiten aneignen, um ihr Befinden zu verbessern. Sie lernen wieder eigene Ressourcen zu nutzen und erarbeiten sich somit Möglichkeiten der Selbst­fürsorge. Im Sinne der Gesundheitsförderung lernen Patientinnen und Patienten die Anwendung von wohltuenden Maßnahmen kennen und erhalten ein Angebot, ihr körperlich-seelisches Befinden zu ver­bessern und zu stärken.
Das Konzept Wohltuende Maßnahmen im Rahmen der Gesundheitsförderung umfasst pflegerische Maßnahmen der Naturheilkunde, die im SINOVA Klinikverbund zur Anwendung kommen.

In der Arbeit mit dem Pferd kommt die eigenständige Wirkung des 'Medium Tier' zum Tragen.

Ein Teil dieser Wirkung besteht in der Beziehungserfahrung zu einem Lebewesen, welches nur die konkrete Befindlichkeit spiegelt. Jede Begegnung ist neu und offen, das Tier reagiert aus dem 'Hier und Jetzt'. Ein anderer Teil besteht in der Körpererfahrung: über die Bewegung, die Wärme, den Geruch des Pferdes kann wieder Zugang zum eigenen Körper gefunden werden. Unbewusst gewordene Konflikte werden in Form von Verspannungen' im Körper abgelegt'. Im Rahmen der körpertherapeutischen Arbeit mit dem Pferd können diese wieder aktualisiert werden und sind gesprächstherapeutischer Bearbeitung zugänglich.

Das Kernstück der pflegespezifischen Angebote ist die Bezugspflege, welche die kontinuierliche Arbeit in und an der Beziehung in den Mittelpunkt stellt.

Die klare und eindeutige Zuordnung zu einer für die Dauer des Aufenthaltes gleich bleibenden Bezugsperson sowie transparente Vertretungsregelungen unterstützen den Halt gebenden Rahmen.

Der Bereich Somatische Medizin ist verantwortlich für alle somatischen Aspekte in der Behandlung von Patientinnen und Patienten der SINOVA Kliniken.

Bei allen neu aufgenommenen Patientinnen und Patienten wird am ersten Tag eine ausführliche, körperbezogene Anamnese unter besonderer Berücksichtigung der psychosomatischen Beschwerden erhoben. Am darauffolgenden Tag erfolgt eine körperliche Untersuchung. Zudem werden bei jeder Patientin bzw. jedem Patienten zu Behandlungsbeginn eine Basis-Labordiagnostik und ein EKG durchgeführt.

Auch wenn das Hauptaugenmerk in unserer Klinik auf die seelischen Hintergründe einer Erkrankung gerichtet ist, werden körperliche Symptome von uns sehr ernst genommen, sorgfältig untersucht und abgeklärt.

Therapeutischer Einsatz von Arzneimitteln zur Ergänzung der Psychotherapeutischen Therapie

Die Pharmakotherapie findet in den SINOVA Kliniken in Ergänzung zu den psychotherapeutischen Therapien Anwendung.
Gemäß unserem Leitbild fühlen wir uns einer modernen Medizin verpflichtet und setzen Pharmakotherapeutische Maßnahmen individuell und gezielt ein.

Physiotherapie oder Krankengymnastik nennt man alle aktiven oder passiven Methoden zur Behandlung erkrankter oder verletzter Menschen mit dem Ziel, die beeichträchtigen Körperfunktionen wieder herzustellen und Fehlfunktionen oder Fehlbildungen zu vermeiden.

Hier wird neben der Wärmetherapie zur Muskelentspannung vor allem auf aktive Behandlungsformen Wert gelegt. Schwerpunkte dabei sind Kräftigung abgeschwächter Muskeln, Mobilisation eingeschränkter Gelenke, Haltungsschule, Körperwahrnehmung und das Erlernen eines Heimprogramms, um nach dem Klinikaufenthalt aktiv bleiben zu können. Neben den klassischen Übungen in der Physiotherapie mit Pezziball oder Theraband stehen Patientinnen und Patienten auch das medizinische Aufbautraining an Geräten zur Verfügung.

Die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) ist eine körperorientierte Methode der Psychotherapie.

In der KBT werden Körperbewegung und Selbstwahrnehmung als Grundlage des Handelns, Fühlens und Denkens genutzt. Im konzentrativen Sichbewegen und Sichwahrnehmen werden Erinnerungen aktiviert, die im Laufe des Lebens ihren körperlichen Ausdruck in der Körperhaltung und im Verhalten gefunden haben. Im Umgang mit Objekten (z. B. Tücher, Steine, Stäbe) oder auch in der Begegnung mit Menschen kann neben der realen Erfahrung ein symbolischer Bedeutungsgehalt erlebbar werden.

Der konzentrative Zustand sensibilisiert alle Sinne für die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Das anschließende Gespräch dient dem Erfahrungsaustausch und der Reflexion der leiblichen Erfahrung. Die differenziertere Wahrnehmung und die klarere Unterscheidung von funktionalen und dysfunktionalen Verhaltensmustern bereiten einen Weg für Veränderung und Entwicklung. Durch den Umgang mit den gesunden Persönlichkeitsanteilen, also mit den intrinsischen Möglichkeiten der Klientin oder des Klienten, werden Ressourcen aktiviert. Das Ich wird gestärkt und Selbstheilungspotenziale werden aktiviert.

Impulse zur aktiven Problembewältigung werden unterstützend begleitet und Lösungsschritte werden gezielt vorbereitet.